Sverige Dag 9-12: Grenna Bluegrass Academy
Erstmal vorweg: Irgendwie habe ich mit meinem Stellplatz nicht den richtigen Ort erwischt. Ich bin auf dem Campingplatz „First Grenna Camping“ ganz weit hinten, da das JamMobil kurz ist und keinen Strom braucht. Leider habe ich übersehen, dass es extrem weit weg ist zu den Sanitäreinrichtungen und auch den Hütten, wo in den letzten Tagen gejammt wurde. Die Nacht hier auf dem Camping-Ground kostet als billigste Variante unglaubliche 50 € – da freue ich mich auf das günstige Festival nächste Woche in Proitze. Und somit ist es hier teurer als in Stockholm – und der einzige Unterschied: Es gibt Papierhandtücher im Waschraum, und das Klopapier ist weicher. Ansonsten haben die hier ein echtes Reinigungsproblem. Und da sich gerade der Campingplatz für das Festival füllt, wird es wohl die nächsten Tage noch unangenehmer werden. Um ehrlich zu sein, natürlich ist hier der See direkt vor der Tür. Beim nächsten Mal würde ich mich auf dem Stellplatz vor dem Campingplatz einmieten. Das kostet nur die Hälfte und liefert alles das, was ich brauche. Und da hier in Schweden eine 4m Brandschutzabstandsregel gilt, ist immer Platz, auch mal einen Stuhl rauszustellen.
Das Grenna Bluegrass Festival gibt es seit 47 Jahren und seit einigen Jahren die Grenna Bluegrass Academy. An drei Tagen fungieren die MusikerInnen des Haupt-Acts „Missy Rains & Allegheny“ als Lehrer in Gruppen zu maximal 10 TeilnehmerInnen.
Das Konzept der drei Tage war eine Mischung aus Gesamt-Workshops (Arranging und Harmonie Singing) und Instrumenten-Workshops. Ich war im Mandolinen–Workshop bei Tristan Scroggins, den ich schon 2019 in Norwegen bei einem Workshop kennengelernt hatte. Tristan ist ein exzellenter Mandolinenspieler, allerdings sonst eher etwas introvertiert, so dass man mit seiner Art von Workshop zurechtkommen muss. Es schwankt eigentlich immer zwischen Anfängerkurs und Masterclass – allerdings waren dann die interessanten Ansätze eher theoretisch, so dass man sie nicht gleich an der Mandoline nachvollziehen konnte. Das fand ich eher etwas schade. Als heute allerdings zum Ende Scrambled Bands ausgewählt worden, das ist wie Scratch Band nur ausgelost, habe ich gemerkt, dass doch einige Sachen aus dem Workshop in mein Spiel eingeflossen sind. Unglücklich war, dass für die, die keine Stücke sich selber aussuchen wollten, drei vorgeschlagen wurden. Und meine Gruppe wollte eins von denen spielen, so dass man „Blue Night“ beim Abschlusskonzert fünfmal gehört hat. Dann ist noch mein Mandolinen-Gurt in der Sekunde vor dem Auftritt gerissen ;) Ich glaube, ich muss erst mal diesen Workshop noch ein bisschen Revue passieren lassen, ehe ich zu meinem abschließenden Urteil komme. Ja, und ich weiss, der Wolfram ist nur schwer zufrieden zu stellen :) In den 300 € für drei Tage waren noch Frühstück, Kaffee und ein leckeres Mittagessen enthalten – ich denke, ich würde es wieder machen.
Und nun zu den Jams: Dienstag- und Mittwochabend haben mir die Kontakte, die ich in Stockholm geknüpft hatte, sehr bei der Abendgestaltung geholfen. Die Jam-Session waren eher mit Standard Songs gefüllt und sehr wenig Fiddle-Tunes, was ich persönlich sehr angenehm finde. Wie überall gibt es natürlich offene und geschlossene Jams, aber ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß. Und natürlich: Der staubige Güterwaggon rollte mehrfach durch Grenna. Am Donnerstag habe ich mit ein paar Dänen gejammt – das war super lustig, und eigentlich kannte ich von den Songs keinen einzigen. Zum Abschluss des Abends gab es noch eine nette Jam vor einer Hütte mit den Leuten von Mittwochabend.
Jetzt füllt sich der Campingplatz und rechts neben mir wird gerade ein Jam Space aufgebaut. Da muss ich vielleicht heute Abend nicht weit mit dem Fahrrad fahren. Übrigens, die Mitternacht–Ruhegrenze ist derzeit aufgehoben.
Grassige Grüße und morgen geht es den Berg hoch zum Festival.
Wolfram
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