Sverige Dag 13: Vom Grenna Bluegrass Festival & Deaf sound engineers

Nun ist er da, der Tag: Das Grenna Bluegrass Festival (gegründet 1978). Für 45€ Eintritt gibt es 14 Bands in 11 Stunden auf zwei Bühnen verteilt. Doch vor der Musik gibt es… den Aufstieg. Zuerst mit dem Fahrrad schon einige Höhenmeter Richtung der Kirche in Grenna gemacht, dann das Fahrrad daneben in dem Park abgeschlossen und die circa 160 Stufen hoch zum Freilichtmuseum. Auf halbem Weg spielte schon eine Bluegrass Band, es gab kostenfreies Wasser und einige Ruhebänke mit Decken und Kissen ausgestattet. Ich musste den Weg zweimal machen, da ich noch einige Sachen aus dem JamMobil geholt habe.

Ich meinte gelesen zu haben, dass es starke Taschenkontrollen geben sollte – man konnte aber alles mit reinschleppen, von Sekt-Flaschen über Esswaren bis zu Stühlen. Es sind zwar Stühle vorhanden, aber eher für die Hauptbühne und so habe ich noch für die Nebenbühne meinen Falthocker geholt. Von dem Plateau hat man einen wunderschönen Ausblick über den Vättern See und über Grenna.

Musikalisch war von lokalen Bands bis internationalen Profis alles vertreten. Ich gebe zu, ich gehe nicht gern zu Konzerten, weil… der Sound meistens schlecht ist – und hier war es leider genauso. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie man solche (für Folkmusik) unfähigen Tontechniker für Festivals engagieren kann. Es sollte eine Bluegrass-Zertifizierung für Tontechniker geben, oder man sollte sie mindestens vorher in einen Raum sperren und 1000 Stunden mit Bluegrass-Musik beschallen. So richtig Ahnung wie die Instrumente klingen sollte hatte keiner der Techniker bei beiden Bühnen. Und nebenbei war es viel zu laut und viel zu viel Höhen – ich würde den Tontechnikern mal einen Hörtest empfehlen – vielleicht haben sie sich die hohen Frequenzen schon kaputt gemischt. In weiser Voraussicht hatte ich meinen Gehörschutz mit, um dann der Musik schmerzlos folgen zu können.


Sobald eine Band etwas rockiger oder jazziger wurde, passte plötzlich auch der Ton. Das kam meinem Shooting Star des Tages sehr gelegen: Mo’s Granted - die beste Bluegrass-Band, die ich seit langem gehört habe. Eine charismatische Sängerin mit Rock-Stimme die meint, was sie singt. Ich denke, viele Songs waren selbst geschrieben: Rock meets Bluegrass – mein Favorit. New Aliquot waren für mich die Nummer zwei – auch Ihnen kam zugute, dass sie manchmal den klassischen Bluegrass verlassen haben. Piotr Bulas & Garage Folks, die mich im Februar in Prag umgehauen haben, verblassten leider auf der kleinen Bühne mit dem kreischigen Sound.

Kommen wir nun zum Hauptact des Tages: Missy Rains & Allegheny - ich hatte sie einige Tage vorher unplugged gehört im Rahmen des Workshops – und die waren der Hammer. Hier kann man sagen: Sie haben sich redlich bemüht, alles zu geben, aber der Tontechniker hat vieles zunichte gemacht. Es fehlte jede Art von Dynamik, und so gingen die exzellenten Musiker eigentlich im Matsch unter. Auf der Bühne kämpften die SängerInnen mit dem Ton, die schienen sich teilweise gar nicht gehört zu haben und von dem schrägen Gekreische zum großen Finale (Will the Circle be Unbroken) mit anderen MusikerInnen möchte ich gar nicht erst etwas schreiben.

Beim nächsten mal würde ich wahrscheinlich mit der Versuchung kämpfen müssen, einfach mit anderen Leuten, die auf dem Camping Ground geblieben sind, Musik zu machen.

 

Grassige Grüße vom Weg in den Süden

Wolfram




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